Leben im Einklang mit den Jahreszeiten Spätsommer / Element Erde

Das Element Erde und die Erntezeit

Der Spätsommer wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin dem Element Erde und der Erntezeit zugeordnet. In dieser Phase wandelt sich die Zeit des aktiven Yangs allmählich in die Zeit des beginnenden Yins – die Zeit der Ruhe und Einkehr.

Die Erde wird in der TCM als die Mitte des Menschen bezeichnet. Sie symbolisiert unsere Körpermitte und Zentrierung und ist mit den Organen Magen und Milz verbunden. Das Element Erde ist das nährende und ausgleichende Element, das nicht nur dem Spätsommer zugeordnet ist, sondern auch die Vorbereitung und Überleitung jeder Jahreszeit übernimmt.

Die Dojo-Zeiten

Bevor das Frühjahr beginnt, bereitet die Erde den Körper energetisch auf den kommenden Frühling vor, besonders in der Zeit vom 28. Januar bis 13. Februar. Diese Phasen werden in der TCM als Dojo-Zeiten bezeichnet.

Die Schönheit des Spätsommers

Im Spätsommer ernten wir alles, was im Frühjahr gesät oder angepflanzt wurde. Die Blüten stehen in voller Pracht, und der Duft nach saftigem, reifem Obst erfüllt die warme Spätsommerluft. Gleichzeitig werden die Nächte langsam kühler, und am Morgen überzieht ein leichter Tau die Natur.

Spätsommer

Die Farbe und der Geschmack des Spätsommers

Die Farbe des Spätsommers ist gelb. Diese Farbe ist besonders in der Natur zu beobachten, wenn sich die Blätter allmählich von grün zu gelb verfärben, sichtbar vor allem in den Morgen- und Abendstunden. Der Geschmack des Spätsommers ist die natürliche Süße der reifen Früchte und Gemüsesorten. Auf den Märkten finden sich frisches Wurzelgemüse, Möhren, Knollensellerie mit aromatischem Grün, Lauch, verschiedene Kohlsorten, Tomaten, Rüben, Kürbisse, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Nüsse und vieles mehr.

Weitere Details zur Jahreszeit aus Sicht der TCM

Der Spätsommer ist die Zeit der Ernte. Allerdings fällt die Ernte, wie beispielsweise die Apfelernte, aufgrund der klimatischen Veränderungen in diesem Jahr sehr gering aus. Der wohlriechende und leicht süßliche Duft des Spätsommers ist allgegenwärtig. Die Abend- und Morgenstimmung taucht die Natur in einen gelblichen Schimmer.

Ich genieße diese Zeit besonders. Die Radtouren am Abend durch die Felder sind wohltuend und beruhigend. Die Natur schenkt uns den Morgen- und Abendtau, eine natürliche Feuchtigkeit, die wir benötigen.

Der körperliche Aspekt der Jahreszeit

Magen und Milz als Zentrierung

In der TCM werden die Organe Magen und Milz als unsere Mitte betrachtet. Sie sind entscheidend für unsere Zentrierung und Ausrichtung für gezieltes Denken und Handeln. Dazu zählen auch die Lippen, der Mund, die Muskeln und das Bindegewebe.

Funktionen des Magens (Yang-Organ)

Der Magen wird in der TCM als Yang-Organ bezeichnet und ist als Beamter für die Fermentation verantwortlich.

  • Hauptzeit: 07:00 bis 09:00 Uhr
  • Der Magen reift und fermentiert die Nahrung und schickt die Essenz zur Milz.
  • Er bestimmt gemeinsam mit der Milz den richtigen Energiefluss.
  • Die Magenenergie steigt ab und sendet die verdauten Substanzen zum Dünndarm.
  • Das Magen-Qi muss zirkulieren, um Stagnation und Fäulnis von Nahrungsresten zu vermeiden.
  • Der Magen ist die Quelle aller Flüssigkeiten und benötigt ausreichend Flüssigkeit, um Magenhitze oder Säftemangel zu verhindern.
  • Eine Magen-Qi-Schwäche führt zu Müdigkeit und Kraftlosigkeit.

Funktionen der Milz (Yin-Organ)

Die Milz ist in der TCM ein Yin-Organ und dient als Beamter für den Transport und die Transformation der Nahrung.

  • Hauptzeit: 09:00 bis 11:00 Uhr
  • Die Milz befindet sich im Zentrum der Organe und bereitet die Übergänge zu den Jahreszeiten vor (Dojo-Zeiten).
  • Sie kontrolliert das Blut, die Muskeln und die vier Extremitäten.
  • Die Milz öffnet sich im Mund und zeigt sich in den Lippen.
  • Sie kontrolliert das Aufsteigen des Qi und beherbergt die Gedanken.
  • Die Milz verabscheut Feuchtigkeit und ist die Wurzel des Nachhimmels-Qi (Qi aus unserer Nahrung).

Westliche Erkrankungen des Formenkreises

Erkrankungen und Beschwerden, die mit einer Schwäche von Magen und Milz in Verbindung gebracht werden, sind vielfältig:

  • Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Magendruck, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Darmerkrankungen
  • Blutarmut, Blässe, Schweißausbrüche ohne Anstrengung, Kraftlosigkeit, Nachtblindheit, Augenflimmern, emotionale Verletzlichkeit, Schlafstörungen
  • Bindegewebsschwäche, schwache Muskeln, Krämpfe, Wassereinlagerungen in Hände, Füße, Beine
  • Übergewicht, Cellulitis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Kälte und taube Gliedmaßen
  • Diabetes Mellitus, Herzinsuffizienz, Leistenbruch, Leberentzündungen, Pankreatitis, Chronisches Müdigkeitssyndrom, Gastritis, Magengeschwüre

Wie schützen wir unsere Mitte und halten sie gesund?

Die Bedeutung der Ernährung

Der wichtigste Aspekt für eine gesunde Mitte ist die Ernährung. Erste Anzeichen einer Störung der Mitte zeigen sich durch Unwohlsein und Müdigkeit. Diese „klebrige Müdigkeit“ ist nach einem üppigen Essen typisch. Jeder kennt das Phänomen: Nach einer reichhaltigen Mahlzeit fühlt man sich schwer, träge und müde.

Eine langfristig falsche Ernährung kann diesen Zustand manifestieren. Ein Energie-Mangel der Milz wird durch Qi-loseabkühlende und befeuchtende Nahrungsmittel verstärkt:

  • Milchprodukte wie Käse, Milch, Joghurt
  • Rohkost wie rohes Gemüse, ungekochte Flocken, Müsli
  • Große Mengen Obst, besonders Südfrüchte wie Bananen, Orangen, Kiwis
  • Fabrikzucker, Süßigkeiten, Schokolade, Backwaren
  • Tiefkühlkost und minderwertige Öle

Tipps für eine gesunde Mitte

Durch eine ausgewogene Ernährung können die Erdorgane Milz und Magen unsere Energie gewinnen, die für das nachgeburtliche Qi entscheidend ist. Warme, gekochte Speisen sind ein Muss, um die Milz zu stärken und den Abkühlungsprozess zu verhindern.

Wärme ist entscheidend: Warme Speisen und Getränke, wie Tee oder warmes Wasser, unterstützen die Regeneration der Mitte.

Die Heilpflanze der Jahreszeit: Der Fenchel

Spätsommer

Fenchel gehört wegen seiner gelblichen Farbe zum Spätsommer. Sein süß-scharfer und aromatischer Geschmack ist besonders wohltuend für Magen und Milz. Fenchel hilft bei BlähungenÜbelkeit, und fördert die Verdauung. Er unterstützt auch Herz, Lunge und den Uterus.

Fenchel-Tee-Rezept

Zerquetsche 1 EL Fenchelsamen, übergieße sie mit 1 Liter kochendem Wasser, lasse den Tee 5 Minuten ziehen und seie ihn ab. Fenchel-Tee kann auch die Milchbildung bei stillenden Müttern fördern und hilft gegen übermäßiges Schnarchen.

Zutaten für das Element Erde

Typische Zutaten für das Element Erde sind:

  • Kürbis, Quitten, Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Weintrauben
  • Weißkohl, Blumenkohl, Hirse, Gerste, Polenta, Mais, Nüsse
  • Kartoffeln, Sellerie, Holunder, Zwiebel, Fenchel

Diese Zutaten unterstützen die Erdorgane und helfen, den Körper gesund und ausgeglichen zu halten.


Genießen Sie die Spätsommertage und pflegen Sie Ihre Mitte durch die richtige Ernährung und achtsame Gewohnheiten. Für weitere Informationen stehe ich Ihnen gerne in meiner Praxis oder in meiner Videosprechstunde zur Verfügung.

Ihre Marita Gierlich
Quellentexte: Auszüge aus Kursskript Spätsommer Magen/Milz von Gisela Blaser & Marita Gierlich

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